Jahresbericht 2013/2014

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Die Sonne schiebt sich über die Chiemgauer Berge und taucht Dieter Müllers Gesicht in warmen Schein. Er schiebt seine weiße Kappe etwas nach hinten und wendet sich seinem Trainer zu. „Passt der Schwung?“ Müller konzentriert sich, bewegt den Schläger drei, vier Mal über den weißen Golfball, der leicht eingesunken im Sandbunker am Loch 5 liegt. Eine knifflige Situation. Noch mal ein kurzer Blick zum Grün. Dann schwingt er durch und trifft den Ball so gut, dass dieser nach kurzem hohen Flug einen Meter neben der Fahne ausrollt. „Das war super“, sagt Coach Simon Hangel. „Beim nächsten Mal sollten wir aber noch aufs Ausschwingen achten.“

Ein fast perfekter Schlag und direkt der Ansporn zur Verbesserung: Damit kann Dieter Müller gut umgehen, auch nach 30 Jahren Erfahrung mit diesem Sport. Beim Golfspielen setzt der Gründer und Eigentümer der Motel One-Hotelkette das um, was ihm auch als Geschäftsmann eminent wichtig ist: Die Konzentration auf das Wesentliche. Und die Motivation, sich immer weiter zu verbessern. „Ich habe beim Golfen Demut gelernt“, sagt der 60-Jährige, der agil und sportlich rüberkommt. Der Hotelier zieht die Schwünge richtig durch und spaziert kraftvoll die knapp sechs Kilometer über den Platz des Golf Resorts Achental, das ebenfalls zu seinem Unternehmen gehört. „Beim Golf kämpft man vor allem gegen sich selbst, das ist psychisch sehr anstrengend, schließlich weiß man nie genau, was der Tag bringen wird“, beschreibt Müller die Herausforderung. Demütig zu sein, ist aber auch im Geschäft wichtig. Ich darf nicht alles als selbstverständlich annehmen.“

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1 Quelle: RCA (Real Capital Analytics). Bezogen auf Büro, Einzelhandel, Logistik, Hotels, Wohnen und Landrechte

Ein Blick auf die wichtigsten Stationen von Dieter Müllers Karriere zeigt, dass seine Selbstbeschreibung passt – wobei Mut zur Verän­derung als besonderes Attribut hinzukommt. Im Jahr 1975 entdeckte der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann in seiner Geburts- und Heimatstadt Saarbrücken eine Baustelle. Dieter Müller lächelt, als er an die Situation damals zurückdenkt. Er greift einen Golfschläger und hält ihn von sich weg: „So nah war das an der Grenze zu Frankreich.“ Es stellte sich heraus, dass dort das erste deutsche Haus der französischen Hotelkette Accor entstehen sollte. Dieter Müller fand die Hotelbranche spannend, bewarb sich als Buch­halter – und arbeitete sich in wenigen Jahren zum Finanzchef für Deutschland hoch.

1987 verordnete er sich dann einen Wechsel. „Accor hatte 2000 Mitarbeiter und 54 Hotels“, blickt Dieter Müller heute zurück. „ Das Schöne für mich war, dass ich dort die ganze Palette der Hotellerie kennenlernen konnte: von der Konzeption über die Grundstückssuche, die Finanzierung und den Betrieb.“ Um sich weiterzuentwickeln, hätte er als Angestellter nach Paris in die Zentrale wechseln müssen. Die Entscheidung gegen diesen Schritt fiel nicht wegen des Jobs, sondern wegen der Lage, erinnert er sich: „Accor saß damals nicht im schönen Zentrum, sondern am Stadtrand in einer Banlieue. Ich hätte mir nie vorstellen können, dort zu wohnen.“ Eine Begründung, die in der oft stromlinienförmigen Businesswelt bemerkenswert klingt. Müller beschreibt sie indes gut – als einen Mann, der weiß, was er mit seinem Leben tun will. Und Arbeit muss Spaß machen, das macht der Hotelier des Jahres 2009 deutlich.

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„Außerdem habe ich schon länger das Unternehmer-Gen in mir gespürt“, sagt Dieter Müller, während er sein Holz 5 in der Golftasche verstaut. Er zeigt in Richtung des nächsten Lochs, ein weiter Abschlag steht ihm bevor. „Da müssen wir rüber, über diese beiden Sandbunker.“ Ein Risiko. Aber das scheut er nicht, auch nicht beruflich. „Das Ungewisse finde ich spannend, es macht den Alltag interessant.“

Mit 32 Jahren gab Dieter Müller seinen sicheren Job als Finanzchef bei Accor auf. „Ich wollte Herr einer eigenen Marke sein“, sagt er. „Das hat mich gereizt.“ Gemeinsam mit dem damaligen Deutschlandchef von Accor gründet er Astron Hotels. „Wir haben unser ganzes Know-how in die Kette gelegt, sind mit drei Hotels gestartet und besaßen im Jahr 2002 bereits 54 Häuser.“ Bis es wieder zum Bruch kam. „Wir sahen keine großen Wachstums-Chancen mehr“, erzählt der Unternehmer. „Wir hätten nur im Ausland expandieren können, aber dafür waren wir nicht stark genug.“ Die bessere Idee: Die beiden Gründer hatten schon zwei Jahre zuvor die Budget-Kette Motel One gegründet, mit der sie sich nun zum zweiten Mal selbstständig machten. Astron verkauften sie für 95 Millionen Euro an den Mitbewerber NH Hotels.

Dieter Müller steht mittlerweile am Loch 11. Den Ball hat er mit drei Schlägen aufs Grün gebracht. Er denkt kurz über den Putt nach. „Ich verlasse mich sehr oft auf mein Bauchgefühl. Das ist beim Golfen nicht immer dienlich“, sagt Müller und grinst. Im Geschäft dagegen schon. Motel One wächst, weil Müller den richtigen Riecher hatte und gleichzeitig viel harte Arbeit in das Unternehmen investiert.

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„Wir haben die Budget-Idee weitergeführt und stark ausgeweitet“, hebt er hervor. Der Kern von Motel One: Am richtigen Ende zu sparen, aber gleichzeitig größtmögliche Qualität zu bieten. Pro Gast stehen 30 Quadratmeter zur Verfügung. „Übliche Dreisternehotels liegen bei 50 bis 60 Quadratmeter“, weiß Müller. „Wir sind Flächenoptimierer.“ Zudem verzichtet Motel One auf Telefone, Minibars oder einen großen Verwaltungsapparat in der Zentrale. Investiert wird dagegen in hochklassige Bettwäsche und gute Materialien für das Interieur. Für die Gestaltung und das Marketing ist Ehefrau Ursula Schelle-Müller verantwortlich. Eine erfolgreiche Partnerschaft.

Loch 18, Dieter Müller beendet die Runde. Er wirkt kein bisschen erschöpft. Mit 60 Jahren denken andere erfolgreiche Unternehmer an den Ruhestand. Müller nicht. „Warum soll ich aufhören, während es so gut läuft wie noch nie?“ Er hat „wahnsinnigen Spaß bei der Arbeit“, wie er sagt. Sein Netzwerk ist riesig, was alleine daran abzulesen ist, dass er ständig neue gute Immobilien für seine Häuser angeboten bekommt. Der Weg zu einem neuen Hotel ist oft derselbe: Motel One findet ein geeignetes Grundstück oder Gebäude und überzeugt einen Investor – wie hausInvest mit dem Motel One-Hotel an der Leipziger Straße in Berlin – das Objekt zu kaufen und an die Hotelkette zu vermieten.

Ein gutes Geschäftsmodell, das Dieter Müller irgendwann einen sorgenfreien Ruhestand ermöglichen wird. Ein großer Teil seines Geldes stecke noch im Unternehmen, sagt er, der Rest sei mit Bedacht angelegt. „Sehr sicher, mit einem langfristigen Horizont.“ Sein Vermögen lässt er vom Wealth-Management der Commerzbank verwalten. „Die Entscheidungen treffe aber immer ich“, sagt Dieter Müller. „Auch das habe ich im Laufe meiner Karriere gelernt: Ich kann sehr viel an mein wirklich hervorragendes Team delegieren. Aber am Ende tra­ge ich die Verantwortung und muss die Wei­chen­stellungen selbst vornehmen.“

Wie beim Golf: Dieter Müller dreht sich um und schwingt den Schläger vier, fünf Mal über den Ball. Dann schlägt er ab, ein metal­lisches lautes Geräusch erklingt. Der weiße Ball segelt in einer perfekten Flugbahn auf das Grün. Und dieses Mal hat auch der Trainer nichts zu kritisieren.

Motel One hat im Jahr 2013 mit 48 Hotels und mehr als 10.000 Zimmern 205 Mio. Euro umgesetzt. Der führende Budget-Hotel-Anbieter erzielte damit einen Gewinn vor Steuern von 43 Mio. Euro. Das Unternehmen geht nun den Schritt ins Ausland: In Öster­reich haben die ersten vier Hotels eröffnet, hinzu kommen Edinburgh und London sowie New York. Im Jahr 2017 will die Kette auf 74 Hotels mit rund 18.000 Zimmern expandieren. Eines der Motel One-Häuser liegt in einer hausInvest-Immobilie – an der Leipziger Straße in Berlin.